Frauen in der Textilindustrie

Eindrücke von Aktivitäten vermitteln diese Bilder: Aktionen gegen Tom Taylor in Hamburg und Aktionen von Frauen in Bangladesch


Ausbeutung wie vor 100 Jahren

Seit Anfang 1990 wurden immer mehr Textilarbeitsplätze in den hochentwickelten Ländern in die Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas verlegt - dort arbeiten mittlerweile ca. 27 Millionen Menschen im Bereich der Textilproduktion - 80 - 90% davon sind Frauen zwischen 16 und 25 Jahren.

Die Arbeitsbedingungen erinnern fast an die Bedingungen der Industriearbeit bei uns Ende des 19. Jahrhunderts.

Textilfirma um 1900 Textilfirma in China
Textilfirma 1902 Textilfirma in Bangladesh
Wie sie konkret aussehen, können sie hier nachlesen und was sie dagegen tun können, darüber informiert die "Kampagne für saubere Kleidung", die sich für gerechtere Arbeitsbedingungen einsetzt.

Rana Plaza Entschädigungen
Es hat lange gedauert, bis das Geld für die Familien der Opfer von Rana Plaza von den Firmen eingezahlt war. September 2015 waren für die Opfer und Familien des Brandes 30 Millionen Dollar eingezahlt, eine Summe, die zunächst ausreicht.
Allerrdings gibt es noch viel zu tun bei der Behebung der Mängel. 1.589 Fabriken wurden untersucht und über hunderttausend Gefahrenquellen ausgemacht. Lediglich sieben Fabriken hatten Ende 2016 bemängelte Sicherheitslücken behoben, etliche Fabriken haben noch immer keine Notausgänge.

Chronologie von Unfällen
Fabrik in Kambodscha

Januar 2014: Tote bei Streiks von TextilarbeiterInnen
- wieder sind hier H & M, Sara und andere europäische Firmen zu finden.
Seit in China höhere Löhne gezahlt werden, ist Kambodscha zum Hauptbilliglohnland geworden. Die Beschäftigten streiken um einen Lohn von 115 Dollar zu bekommen - bislang sind es gerade einmal 60 und das reicht zum Leben nicht. Am 2.1. wurden von den eingesetzten Militärs drei menschen getötet - nicht das erste mal, dass gegen Streikende und Aktivisten vorgegangen wird: Schlägertrupps haben schon mehrmals Gewerkschafter angegriffen udn getötet. Und wieder finden wir die einschlägigen Firmen, die auch in Bangladesh produzierten.

Mai 2013:schwerer Unfall in Kambodscha
Nur kurz nachdem endlich das Brandschutzabkommen in Bangladesch von 30 Firmen unterzeichnet wurde und Entschädigungen zugesagt wurden, schockiert ein neuer Unfall in der Textilindustrie: In Kambodscha stüzte eine Gebäude ein, in dem Schuhe hergestellt wurden. auch Kambodscha gehört zu den Ländern mit den niedrigsten Löhnen und drastischen Verfolgungen jeglicher gewerkschaftlicher Aktivitäten. Im Jahr 2015 setzten sich die Textilarbeiterinnen für einen Mindestlohn von 177 $ ein, nach langen Aiseiandesetzungen erreichten sie jedoch nur die Anhebung auf 240 $.

24.April 2013 - Tote in Textilfirmen Bangladesh's

Angesichts der weiteren Katastrophe in einer Textilfabrik in Bangladesch fordert die Kampagne für Saubere Kleidung zusammen mit Gewerkschaften und Arbeitsrechtsgruppen aus aller Welt, die Käufer der bangladeschischen Textilien auf, endlich das bangladeschische Abkommen zu Brandschutz und Gebäudesicherheit zu unterzeichnen. Beim Einsturz des achtgeschossigen Gebäudes Rana Plaza nahe Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, sind nach aktuellen Angaben 1130 Menschen ums Leben gekommen. Nahezu 1000 Menschen wurden verletzt. Das Gebäude beherbergte Fabriken in denen Kleidung genäht wurde. Die Fabriken führen international bekannte Marken als Kunden auf. Unter anderem wurden Label der spanischen Marke Mango und der britischen Marke Primark gefunden.
Der Fabrikeinsturz zeigt erneut, dass die Selbstverpflichtungen der Unternehmen darin versagt haben, das Leben der ArbeiterInnen zu schützen. Die Kampagne für Saubere Kleidung warnt davor, dass das Sterben in den Textilfabriken Bangladeschs so lange weitergehen wird, bis Unternehmen endlich einem verbindlichen und unabhängigen Abkommen für Brandschutz und Gebäudesicherheit zustimmen. Die Kampagne für Saubere Kleidung fordert deshalb die Unternehmen nochmals auf, umgehend das bangladeschische Abkommen zum Brandschutz und Gebäudesicherheit zu unterzeichnen und umzusetzen. Mit dem Abkommen hat die Kampagne für Saubere Kleidung zusammen mit lokalen wie internationalen Gewerkschaften und Arbeitsrechtsorganisationen ein umfassendes Aktionsprogramm entwickelt, das unter anderem unabhängige Gebäudeinspektionen, Trainings zu Arbeitsrechten, öffentliche Auskunftspflicht und eine Überarbeitung der Sicherheitsstandards vorsieht. Das Abkommen wurde jetz von 70 Firmen unterzeichnet. Die Regierung Bangladesh hat die Erhöhung der Mindestlöhne und die Möglichkeit der Gründung von Gewerkschaften unhabhänig von den Unternehmen beschlossen. Bei einer Untersuchung der Textilfirmen im Juni 2013 durch die University of Engineering and Technology (BUET) wurde jetzt festgestellt wurde jetzt festgestellt, dass ca. 60% der Textilfabriken nicht den Sicherheitsbestimmungen entsprechen und ähnlich einsturzgefährdet sind.

25.11.2012-112 Tote beim Brand in Bangladesch

Nur einem Monat nach dem Brand in Pakistan kamen wieder 120 Menschen in einer Fabrik in Dhaka/Bangladesh in einem Brand um. In der Tazreen Fabrik versuchten die Frauen zu den Feuermeldern zu kommen, aber da die Ausgänge zu eng waren, gelang es ihnen nicht. Einige sprangen aus dem Fenster des neunstöckigen Gebäudes und starben dadurch. Die Firma produziert unter anderem für C & A und für die Chinesische Li Fung Company. Andere Firmen, die in Bangladesch produzieren lassen sind Wal-Mart, JC Penney, H&M, Marks & Spencer, Carrefour and Tesco.
Mai 2013:Kik und C&A haben an Entschädigungsverhandlungen in Genf mit der Gewerkschaftsvereinigung IndustriALL teilgenommen und über ein Entschädigungspaket in Höhe von 5,7 Millionen Euro diskutiert.
Mehr Infos hier

Erst im Juni protestierten tausende TextilarbeiterInnen für höhere Löhne und gegen die Schließung von 300 Fabriken. 25 Protestierende wurden verhaftet und wurden in harschen Auseinandersetzungen mit der Polizei verwundet. Gewerkschaftliche Organisationen stehen unter Druck. Internationale Firmen sind aufgefordert, endlich dafür zu sorgen, dass Löhne gezahlt werden, von denen die Familien leben können. Auch müssen sie die Firmenbesitzer zwingen, Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten.
Erneut Brand in Textilfabrik
Mehrmals kam es in der Vergangenheit schon zu Bränden in Fabriken, vor allem in Bangladesh, Nun starben bei einem Brand am Dienstag, den 11. September in Pakistan 300 Menschen. Zur Zeit des Brandes waren die Fenster vergittert, Notausgänge verschlossen und es gab keine Ausrüstung zum Löschen des Brandes. Der Textildiscounter Kik zahlt den Opfern und Hinterbliebenen des Brandes in einer pakistanischen Textilfabrik jetzt eine Entschädigung, so ein Medienbericht. Gesamtsumme: eine halbe Millionen Dollar. Obwohl es immer wieder zu Arbeitsauseinandersetzungen wegen des niedrigen Lohnes und der schlechten Arbeitsbedingungen kommt, lassen immer noch europäische Firmen dort produzieren, ohne auf eine entscheidende Verbesserung zu dringen.
Zur Zeit des Feuers wurden dort Jeans für den deutschen Discounter KIK produziert. KIK besitzt mehr als 3000 Läden in acht europäischen Ländern.

Olympiade 2012: Fairness bleibt auf der Strecke
Die diesjährige Olympiade nahm wie alle vorherigen für sich in Anspruch, den Gedanken der Fairness als zentrales Leitmotiv des sportlichen Geschehens anzusehen.
Diese Olympiade hatte sich sogar erstmals das Motto gegeben, Nachhaltigkeit und ethische Normen in den Mittelpunkt zu stellen und hatte Verhaltensnormen verabschiedet, die sich an international vereinbarten Arbeitsnormen orientieren. Die "Kamapgne für Saubere Kleidung" präsentierte anlässlich der Olympiade die Ergebnisse ihrer Untersuchung von Fabriken, die Produkte für die Olympiade herstellen. Darunter waren Adidas, New Balance, North Face, Columbia Sportswear Company, Next, Nike, Speedo and Ann Taylor. 175 Beschäftigte und Leitungskräfte aus 10 Fabriken wurden interviewt.
Das Ergebnis widerspricht den Anforderungen, die sich das IOC gesetzt hat.
Die für die Olympiade produzierten Maskottchen wurden in der Provinz Guadong in China unter miserablen Bedingungen hergestellt. Die Beschäftigten - überwiegend Frauen - erhielten nur Kurzzeitverträge ohne jegliche Sozialversicherung, mussten 140 Überstunden monatlich leisten, obwohl gesetzlich nicht mehr als 36 erlaubt sind. Während der Arbeit saßen sie nur auf Hockern, was zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führte und sie hatten kaum Zeit zum Schlafen. Außerdem waren sie verpflichtet, je nach Arbeitsanfall in zwei verschiedenen Fabriken zu arbeiten, die 200 km voneinander entfernt sind. Beschäftigte, die Flugblätter mit Forderungen nach Verbesserungen der Arbeitsbedingungen verteilten, wurden sofort entlassen. mehr dazu hier: Sportartikel Olympiade

Hungerlöhne und Überstunden
In Sri Lanka erhielten die Beschäftigten Hungerlöhne und wurden zu Überstunden gezwungen. Ähnlich miserabel die Bedingungen in den Philippinen, in denen die Produktion in freien Exportzonen stattfindet. So zum Beispiel arbeiten die Firmen Metrowear und Sintex Sports, Yuen Thai Philippines, hauptsächlich für Adidas, aber auch für The North Face, New Balance und andere Outdoor- und Sportartikelhersteller. Aus diesen Fabriken wurde berichtet, dass es massive Einschüchterung jeder gewerkschaftlichen Aktivität gab. Durch ein spezielles System von Arbeitsverträgen wurden die gesetzlichen Bestimmungen umgangen und den Beschäftigten geringere Löhne, Zuschläge und andere soziale Leistungen vorenthalten.

Im Fokus Adidas
Der Sportartikelhersteller Adidas, der schon durch die Olympiade in Peking seinen Umsatz massiv steigern konnte, sponsorte auch 2012 mit mehr als 143 Millionen Euro die diesjährigen Spiele und schloss mit der britischen Medaillenhoffnungsträgerin Jennifer Ennis einen Vertrag ab, der knapp über eine halbe Million Dollar wert war. Geht es um ArbeitnehmerInnenrechte, ist das Unternehmen allerdings weniger spendabel: Ein Jahr nach der Schließung der Fabrik PT Kizone in Indonesien aufgrund der Flucht des Eigentümers weigerte Adidas sich immer noch, den 2.800 indonesischen ArbeiterInnen ihre ausstehenden Abfindungen in Höhe von 1,8 Millionen US-Dollar zu zahlen. Adidas war jahrelang Käufer bei PT Kizone, wo die ArbeiterInnen teilweise nur 0,60 US-Dollar pro Stunde erhielten. Bereits zwei Unis in den USA haben Exklusivverträge mit Adidas in mehrstelliger Millionenhöhe aufgekündigt, eine Universität hat Klage eingereicht, weil Adidas mit seinem Verhalten gegen Vertragsbedingungen verstößt. Im April 2013 hat sich Adidas endlich zu Zahlungen bereit erklärt. Auch wenn die genauen Vereinbarungen des Abkommens bisher nicht öffentlich bekannt sind, ist sicher, dass den ArbeiterInnen von PT Kizone eine beträchtliche Summe zugesagt wurde. Die Gewerkschaft DPC SPSI TSK und das PT Kizone Workers Coordinating Committee werden die genauen Auszahlungsmodalitäten weiter mit Adidas aushandeln.

Gerechterer Lohn für alle - die asiatische Grundlohnkkampagne Um in den asiatishen Ländern der Textilherstellung ein gemeinsames Vorgehen für einen existenzsichernden Lohn zu erreiche, wurde die Kampagne gegründet. mehr infos hier! asiatische Grundlohnkampagne


Used bei Jeans look ist tödlich
Neue Recherchen der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign – CCC) belegen: In chinesischen Fabriken wird trotz Verboten noch immer sandgestrahlt. Viele Unternehmen, darunter H&M, Levi´s, Vero Moda und Lee hatten bereits vor drei Jahren das Sandstrahlen von Jeans verboten, weil die CCC auf die extreme Gesundheitsgefährdung der ArbeiterInnen aufmerksam gemacht hatte. Der Bericht „Atemberaubende Jeans“ zeigt nun, dass die Maßnahmen nicht tief genug greifen. Für den neuen Bericht der CCC und anderer NGO wurden ArbeiterInnen von sechs Fabriken, darunter Zulieferbetriebe von H&M, Levi´s, Vero Moda und Lee in der südchinesischen Provinz Guangdong interviewt. „Die Bilanz ist erschreckend“, fast CCC-Experte Berndt Hinzmann zusammen. Nur ein Unternehmen hat das Sandstrahlen eingestellt, der Großteil hält an der gefährlichen Verarbeitungstechnik fest, mit der Jeans einen abgetragenen bzw. „used-look“ erhalten.
Sandstrahlen ist ein Verfahren, das stark gesundheitsgefährdend für die ArbeiterInnen ist und mitunter zum Erstickungstod führt. Jeans werden dabei mit Sand bearbeitet, vergleichbar mit einem Gartenschlauch, aus dem mit hohem Druck Quarzsand strömt. Der Staub, den die ArbeiterInnen bei dem Verfahren einatmen, setzt sich in ihren Lungen fest, was meist zur unheilbaren und in vielen Fällen tödlichen Lungenkrankheit Silikose führt – eine Krankheit, an der auch Bergwerkarbeiter leiden. Ein für den Bericht befragter Arbeiter beschreibt seine Arbeit so: „Unsere Abteilung ist voller Jeans und schwarzem Staub. Die Temperatur in der Fabrikhalle ist hoch. Es ist schwer zu atmen. Ich habe das Gefühl, als würde ich in einem Kohlebergwerk arbeiten.“
Weitere Informationen: http://www.inkota.de/presse/pressemappen/sandgestrahlte-jeans/
http://www.saubere-kleidung.de/eilaktionen/faelle/293-sandgestrahlte-jeans-breathless-for-blue-jeans

Aber auch die konventionelle Jeansherstellung ist für die Beschäftigten mehr als problematisch, das zeigte der NDR in mehreren Filmen über die Jeansherstellung in China. Dort heißt es: "Das Ehepaar Chen, beide Näher in einer Fabrik, lebt in einem winzigen, lichtlosen Raum von vier Quadratmetern. Sie sind vom Land in die Stadt gekommen und haben ihre Tochter zurückgelassen. Noch nicht einmal einen bescheidenen Wohlstand haben sie gefunden. Die Preissteigerungen würden ihren Lohn auffressen, berichtet Chen Lin, der bereits seit zehn Jahren dabei ist. Zusammen mit seiner Frau verdient er etwa 300 Euro monatlich - dafür müssen sie an 30 Tagen im Monat in Doppelschichten arbeiten. Nach acht Stunden Arbeit gibt es eine kleine Nachmittagspause, dann müssen sie noch einmal sieben Stunden an die Nähmaschinen." Dabei sind sie dem Staub, der aus dem Stoff kommt, ausgesetzt und sitzen in einem überfüllten Raum. So wie sie arbeiten in China und anderswo Tausende - überwiegend Frauen. Jedoch der öffentlich Druck wächst, denn Firmen fürchten die Reaktion der Kunden - deshalb sollte man den Firmen deutlich machen, dass man nur Produkte kaufen möchte, die unter fairen Bedingungen hergestellt werden.

Einkaufsführer Öko-faire Mode
In der Diskussion mit vielen Menschen zum Thema wurde auch immer wieder die Frage aufgeworfen, können wir nich tauch Kleidung kaufen, die zur fairen und ökologischen Bedingungen produziert wurde. In der Bremer Gruppe der CCC haben wir deshalb einen Einkaufsführer öko-faire Moder entwickelt, den sie hier herunterladen können.

FEMNET hat in der TAZ eine Beilage zur Situation von Frauen in den indischen Spinnereien veröffenlicht